Josef Walter, Prag, Österreich-Ungarn

Das Ende des neunzehnten Jahrhunderts war eine Zeit der intensiven Entwicklung von Handwerk und Gewerbe. Einer der „Selfmademen" jener Zeit war der Maschinenschlosser Josef Walter. Im Alter von 24 Jahren mietete er sich in Prag eine kleine Werkstatt, wo er Wagen und Fahrräder reparierte. Später begann er auch mit der Herstellung von Fahrrädern aus Teilen, die er von der englischen Firma B.S.A kaufte. Sie bildeten eine gute Grundlage für die selbständige Produktion.
Das erste Motorzweirad verließ Walters Werkstatt im Jahre 1902 nach zweijähriger Entwicklungsarbeit. Er verwendete einen luftgekühlten Einzylindermotor mit einer Leistung von 2,2 kW (3 PS), der auf einen Fahrradrahmen montiert war. Die Antriebskraft wurde vom Motor mit Hilfe eines Riemens auf das Hinterrad übertragen. Die Vorder- und Hinterradbremse waren gängige Fahrradbremsen. Es dauerte einige Zeit, bis das Motorrad so zuverlässig war, daß ein Verkaufserfolg sicher schien. Die erste Anerkennung erhielt es auf der Wirtschaftsausstellung 1903 in Prag, wo es mit der Silbermedaille für die Förderung der Industrie in Böhmen und Mähren ausgezeichnet wurde.
1905 erweiterte Walter sein Herstellungsprogramm um ein Zweizylindermodell, den sogenannten Typ B, mit einer Motorleistung von 3 kW (4 PS). Zwei Jahre später modernisierte er die Übertragung der Antriebskraft und benutzte erstmals eine Kette.
Allmählich vergrößerte er die Werkstatt und 1909 stellte Walter sein erstes Automobil her. Den größten Erfolg hatten jedoch seine Dreiräder, die er seit 1908 mit der Bezeichnung C2, C4 und D verkaufte. Sie waren der Grund dafür, daß im Jahre 1914 die Motorradproduktion eingestellt werden mußte.
Nach dem ersten Weltkrieg gründete Josef Walter in Prag eine Zahnradfabrik. 1925 begann er abermals mit der Motorradproduktion, allerdings ohne den erwarteten Erfolg. Erst 1939, dank der Arbeit seines Sohnes Jaroslav, erschien die Marke Walter erneut auf dem Motorradmarkt, allerdings in Form von Rennmotoren mit 248cm3 Hubraum, OHC- und später auch OHV-Ventilsteuerung. Komplette Motorräder baute Walter jr. erst als Konstrukteur der Firma CZ.