HILDEBRAND

Hildebrand Bj.1893 



J. Hildebrand & A. Wolfmüller, München

Um die Jahrhundertwende hatten mehrere Firmen mit der Konstruktion und Herstellung von Motorrädern begonnen, aber es dauerte noch einige Jahre, bis Motorräder in größerer Zahl auf den Straßen auftauchten. Das Wort „Motorrad" benutzte erstmals der Münchener Konstrukteur Alois Wolfmüller aus Landsberg, als er 1893 ein Patent für sein Einspurfahrzeug anmeldete. Gleichzeitig begann er gemeinsam mit seinen Teilhabern, den Brüdern Hildebrand, mit der Serienproduktion des Zweirades, von dem sie im Laufe einiger Jahre mehr als 1500 Stück herstellten.
Das Motorrad von Hildebrand & Wolfmüller sah kaum noch den ersten Fahrrädern ähnlich, die einige Firmen als Muster für ihre Prototypen verwendeten. Es war ein originelles Einspurfahrzeug mit einem räumlichen Doppelrohrrahmen, gut geeignet für die Unterbringung des Motors. Die Anordnung des Antriebsaggregates erinnerte an die Konstruktionen von Dampfmaschinen. Der liegende Zweizylinder-Viertaktmotor mit 1488 cm3 Hubraum trieb mit seinen zwei Pleuelstangen eine Kurbelwelle an, die gleichzeitig die Achse des Hinterrades bildete. Zur Überwindung derTotpunkte des Kolbens wurden anstelle von Schwungrädern Gummibänder verwendet, die an beiden Seiten des Motors angebracht waren. Das angesaugte Kraftstoff-Luft-Gemisch zündete ein Glührohr. Das hintere Schutzblech diente gleichzeitig als Oberflächenkühler, da der Motor eine Wasserkühlung hatte. Mit einer Leistung von 1,8 kW (2,5 PS) bei 240 U/min erreichte das Motorrad eine Geschwindigkeit von 40 km/h, für die Sportausführung wurde die Höchstgeschwindigkeit mit 75 km/h angegeben. Für die Räder wurden bereits Reifen verwendet. Die Bremse wirkte nur auf das Hinterrad. Dieses Modell kostete damals 1200 Reichsmark. Es fand auch in Frankreich große Verbreitung, wo es die Firma Duncan Superbie & Co. unter der Bezeichnung La Petrolette in Lizenz herstellte.
Das letzte Motorrad von Hildebrand & Wolfmüller wurde 1897 hergestellt. Die Produktion mußte wegen großer Störanfälligkeit und zu hoher Produktionskosten eingestellt werden
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