Der Eifelmensch liebt Alkohol und Motorsport. Ein heimatlicher Formel 1-Grand Prix mit flüssigem Rahmenprogramm pro Jahr ist dem motorsportgeilen Bergvolk aber zu wenig. Und deshalb gibt's seit ein paar Jahren auch noch den „Maifeld Grand Prix" zum Selberfahren.Dachdecker in einem 1500-Seelen-Örtchen mitten in der Eifel zu sein, ist schon ziemlich spannend. Doch irgendwie reichte das dem „Roten Baron von Mertloch" nicht. Und so wurde er zum Rennorganisator des „Maifeld Grand Prix". Exakt 24 Minuten dauert ein Rennen bei dieser etwas anderen Motorsportveranstalrung. „Baron" Richard schickt am Rennwochenende halbstündlich eine neue Klasse auf die Piste. Die besteht aus ein paar hundert Metern gesperrter Dorfstraße. Damit es rund geht, müssen die Renner durch die Halle der Raiffeisen-Genossenschaft donnern. Das Starterfeld ist bunt gemischt: Da startet das „Sidecar F1 Team Kowalski" und jagt ziemlich einsam im Zehn-Sekunden-Takt um den Minikurs. Mangels Konkurrenz duelliert sich eine Renn-Ducati mit dem Supermoto-Freak Pilopp. Dann jault eine Horde Rennkarts um den Raiffeisen-Turm, anschließend liefern sich einzylindrige Lanz Bulldogs harte Kämpfe.Richtig bös rund geht's beim 24-Minuten-Moped-Rennen. Ein Le Mans-Start mit rausgeschraubter Zündkerze sorgt für Stress beim Kampf um die Pole Position. Das Feld wird von Zündapps und Simsons dominiert. Egal, ob Roller oder Minimofa: Hauptsache 50 Kubik. Moderne Plastikroller bleiben draußen, alles andere ist erlaubt. So dengelt ein Schwalbe-Team nach derber Trainingsniederlage einen geliehenen Italo-Renntopf unters Zonenblech und hofft auf Erfolg. Und das Team „Bates Motel Racing" (Motto: „Parkst Du noch oder fährst Du schon?") hat das gleiche Problem wie einst Atlantiküberquerer Lind-bergh: „Ein oder zwei Motoren?" Während der Fliegerheld mit einem Antrieb bestens ankam, setzten die Solex-Treiber auf zusätzlichen Heckantrieb.Alle kommen nach dem Start gut weg, wenn auch mit teils tüchtiger Schiebehilfe oder schwer mittretend. Alfons Stef-fens tritt beim Vorkriegs-Bian-chi-Moped in die Pedale wie ein gedopter Tour de France-Held. Derweil ledert klein Tim seinen Erzeuger mit der Yamaha PW 50 gnadenlos ab. PW fährt auch der „Rote Baron". Wenn auch mit erzwungenem Hangingoff, denn nur so lässt sich der Winzling bändigen. Daumi und Butt-Man donnern mit der Uralt-Zündapp dem Feld voraus. Klein Tim macht den Zweiten, die hintere Treibrolle der Doppelsolex hat derweil den Reifen durchgewetzt. Nach zehn Minuten ist ein Fahrerwechsel vorgeschrieben. Wer die Karre hiernach nicht wieder ankriegt, ist draußen.Die letzten Minuten gehören der „Latscho-Zündapp". Daumi powert gnadenlos und lässt keinen vorbei. Dem Bian-chi-Team geht derweil die Puste aus, und PW-Teamgefährte Jens bleibt hart am Ersten dran. Immer dicht auf den Fersen bleiben auch die Simson-Trei-ber, deren S51 aussieht wie die Mutter aller Supermotos. Die beiden feiern den dritten Platz mit einer Kussorgie wie Honecker beim Breschnjew-Be-such. Und reichlich Bitburger. Doch Zeit zum Freuen ist nicht: Der „Rote Baron" schwenkt schon wieder die Startflagge zum Burnout der Einzylinder-Traktoren. 2006 findet der Maifeld Grand Prix ausnahmsweise nicht statt - von wegen Fußball-WM und so. 2007 könnte es aber wieder klappen.
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